Vom Drei-Kilo-Wälzer zur praktischen Onlinedatenbank – eine Transformation als Erfolgsgeschichte.
Seit Jahrzehnten gilt das dka im deutschsprachigen Raum als das Kompendium für Adressdaten im Gesundheitswesen schlechthin. Dem Erfolg als klassisches Printmedium gesellte sich Mitte der 90er Jahre eine digitale Version auf CD-ROM hinzu, jüngst folgte eine moderne Onlinedatenbank auf Abonnement-Basis. Doch bei allem sichtbaren Bemühen um ein zeitgemäßes Erscheinungsbild: Wer braucht ein solches Werk überhaupt noch in Zeiten, in denen selbst kleinste Einrichtungen über leistungsfähige Websites verfügen und fast alle relevanten Informationen frei zugänglich im Netz bereitstellen? Dr. Torang Sinaga, in der Geschäftsführung des Rombach Unternehmens tätig, nennt Heike Spantig die Antworten.
Heike Spantig: Sie feiern 60 Jahre Deutsches Krankenhaus Adressbuch. Streng genommen ist das ja so nicht ganz korrekt – die letzte Buchausgabe erschien 2021. Danach wurde das Buch eingestellt …
Dr. Torang Sinaga: … und erscheint seitdem vollständig online und digital. In einer Hinsicht haben Sie aber recht: 1962 erschien das erste Deutsche Krankenhaus Adressbuch bei Rombach. Es existierte zum damaligen Zeitpunkt als Titel aber schon seit einigen Jahren im Richard Tries Verlag, von dem Rombach es seinerzeit übernommen hat. Streng genommen hätte wir das Jubiläum also schon vor ein paar Jahren feiern können – was gleichzeitig bedeutet, dass das Deutsche Krankenhaus Adressbuch als Buch auch 2021 schon mehr als 60 Jahre auf dem Buckel hatte.
Und dennoch haben Sie sich dazu entschlossen, die altgediente Buchversion sterben zu lassen …
Sinaga: Die Argumente für diesen Schritt waren einfach zu deutlich. Überlegen Sie einmal, wie viele Menschen heute noch regelmäßig ein echtes Telefonbuch in die Hand nehmen. Der Prozentsatz ist verschwindend klein. Das Bedürfnis der Menschen nach bestimmten Informationen hat sich kaum gewandelt. Der Weg, um an diese Informationen zu gelangen, sieht heute jedoch ganz anders aus. Wenn es um Telefonnummern und Adressen geht, sind Telefonbuch oder Gelbe Seiten im privaten Bereich nach wie vor mit die erste Wahl – jedoch nutzt man nur noch in seltensten Fällen die Printausgabe. Meist ist der Rechner oder das Smartphone schneller zur Hand – und damit auch die Onlineversion jener althergebrachten Printprodukte. Für den professionellen Bereich gilt diesbezüglich das Gleiche. Die Entwicklung des dka vom Buch über die CD-ROM bis hin zur reinen Onlinedatenbank war im Übrigen ein Prozess, der sich über mehr als ein ganzes Jahrzehnt erstreckt hat. Alle drei Publikationsformen wurden bis 2020 parallel zueinander vertrieben, sodass wir auch hinreichend lang beobachten konnten, wie die einzelnen Publikationsformen angenommen werden. Der Anteil an Datenbank-Benutzern wuchs stetig, die Zahl der Abonnements für die Buchversion war schon seit Jahren rückläufig. Beides hat uns wenig überrascht. Und dennoch: Das Eindampfen unseres Portfolios auf ein reines Onlineprodukt war schon ein Wagnis.
Warum genau, wenn die Argumente doch so eindeutig waren, wie Sie vorhin sagten?
Sinaga: Die objektive Usability – die Vorteile und Nutzerfreundlichkeit eines Produkts – ist das eine, die Gewohnheiten langjähriger Buchkunden das andere. Selbst wenn wir nahezu alle Argumente für die Onlineversion auf unserer Seite hatten, gab es keine Garantie dafür, dass die Buchabonnenten die Onlinedatenbank als Ersatz für das bisherige Buch auch wirklich annehmen würden. Letzten Endes wurde unsere Entscheidung jedoch auf ganzer Linie bestätigt. Ein großer Teil der bisherigen Buchkunden ist auf die Onlinedatenbank umgestiegen und hat deren Vorteile zu schätzen gelernt.
Das glaube ich gern. Dennoch müssen Sie die Frage erlauben: Wer gibt für Daten Geld aus, die auch über andere Onlinequellen frei verfügbar sind – und warum?
Sinaga: Die Antwort auf das „Warum“ ist nicht unmittelbar offensichtlich, eröffnet sich aber rasch, wenn man Ihrer Frage nach dem „Wer“ nachgeht. Wir sprechen hier vor allem von Vertrieblern, Marketingstrategen und anderen Netzwerkern im klassischen Sinn. Unsere Kundschaft profitiert von möglichst hochwertigen Daten, die schnell und bequem verfügbar und vor allem auch legal nutzbar sind. Das Thema Datenschutz hat in den letzten Jahren völlig zu Recht an Bedeutung gewonnen. Die Verwendung von Daten aus ungesicherten Quellen birgt seither ein viel größeres Risiko. Im Netz finden sich Unmengen an frei zugänglichen oder günstigeren Daten – es liegt aber im Ermessen des Nutzers, diese auf Relevanz und Aktualität hin einzuordnen. Eine echte Prüfung ist auf die Schnelle oft gar nicht möglich.
Mit der Umstellung des Deutschen Krankenhaus Adressbuch auf die reine Onlinedatenbank dka online hat die Aktualität und damit die Qualität unserer Daten nochmals ein ganz neues Niveau erreicht, da wir im Zuge der Umstellung auch den Prozess der Datenerhebung komplett umgekrempelt haben. Bisher wurden die Daten über das Jahr hin gepflegt und zu einem festen Termin an die betreffenden Institutionen zwecks Prüfung und Freigabe zurückgespielt.
Seit der Umstellung auf dka online haben die Institutionen nun die Möglichkeit, ihre Daten beliebig oft und zu jedem beliebigen Zeitpunkt selbst zu aktualisieren. Jede vorgeschlagene Änderung wird von unserer Redaktion zunächst geprüft und dann freigeschaltet. Da viele Institutionen ein großes Interesse daran haben, dass die zu ihnen veröffentlichten Daten möglichst aktuell sind, ergibt sich eine klassische Win-win-Situation.
Wir haben die Alleinstellungsmerkmale des Deutschen Krankenhaus Adressbuch mit der Umstellung also nochmals signifikant verbessert. Unsere Kunden erhalten hochwertige, aufwendig kuratierte Daten, die praktisch von jedem onlinefähigen Gerät aus jederzeit komfortabel genutzt werden können. In der Summe spart ihnen das jede Menge Zeit und Mühe. Beides ist bekanntlich bares Geld wert. Und dass das offenbar für beide Seiten funktioniert, zeigen unsere 60 Jahre Unternehmensgeschichte – bzw. mehr als 60 Jahre, aber davon hatten wir es ja bereits.
Zur Person
Dr. Torang Sinaga finanzierte sein Studium der Literatur und Theologie als freiberuflicher Webdesigner und Systemadministrator und ist heute in der Geschäftsführung für die digitale Transformation der Rombach Unternehmensgruppe zuständig. Die dafür unverzichtbaren Schlüsselqualifikationen wie stoische Ruhe und hochgradige Frustrationstoleranz hat er sich als Vater von drei durchaus bezaubern- den Töchtern erzwungenermaßen im Selbststudium aneignen dürfen.